Zur Geschichte des Gemeindehauses

Gemeindehaus

Gemeindehaus

Die Geschichte unseres großen und schönen Gemeindehauses und auch anderer kirchlicher Gebäude in der damals sehr großen Kirchengemeinde Mennighüffen ist eng mit dem Namen Ludwig Dütemeyer verbunden.
Dieser kam Ende 1898 als Hilfsprediger nach Mennighüffen und wurde ein Jahr später als Pfarrer Nachfolger des schwer erkrankten Superintendenten Schmalenbach. Mennighüffen war eine von der Erweckungsbewegung geprägte, im Glauben fest verwurzelte, lebendige Gemeinde.

Mit Eifer und großer Tatkraft begann der junge Pfarrer seine Arbeit in der Gemeinde. Seine erste Aufgabe war es, das Problem der Raumnot in der Kirche zu lösen. Den sonntäglichen Gottesdienst besuchten damals im Durchschnitt 1700 Personen, für die aber nur 1000 Plätze zur Verfügung standen. Ein unmöglicher Zustand! Die einzige Möglichkeit, Abhilfe zu schaffen, sah Dütemeyer in dem Bau eines zweiten Gotteshauses, und zwar in Obernbeck, das damals noch zur Kirchengemeinde Mennighüffen gehörte. Trotz großer Schwierigkeiten durch den Widerstand von Gemeindegliedern gelang es, zunächst eine Notkirche zu errichten und im März 1911 mit dem Bau der Kirche zu beginnen. – Am 15. Juli 1914 konnte die weithin sichtbare und innen schön ausgestattete Christuskirche eingeweiht werden.

In Mennighüffen war das Raumproblem in der Kirche zunächst behoben, doch gab es an anderer Stelle wieder einen zunehmenden Mangel an geeigneten Räumen. Pastor Dütemeyer hatte, um die Menschen enger an die Kirche zu binden, und um die Gemeinschaft zu beleben, zahlreiche Vereine, Gruppen und Kreise gegründet. Es entstanden der Jünglingsverein (Posaunenchor), der Jungfrauenverein, der gemischte Chor, Jugendabteilungen der Vereine, der Kriegerverein, der christlich-patriotische Männerverein, dazu die Bibelkreise mit den Bibelstunden, die manchmal von mehreren hundert gläubigen besucht wurden. Für alle diese Gruppierungen standen als Versammlungsräume nur die alte Schule (die neue war 1901 gebaut worden) und der Konfirmandensaal zur Verfügung. - Die Lösung des Raumproblems, der Bau eines Gemeindehauses, wurde immer dringlicher.

Pastor Dütemeyer hatte in weiser Voraussicht bereits im Jahre 1908 den Bauplatz für ein Gemeindehaus gekauft. Es war die Besitzung Stoffregen, ein Fachwerkhaus mit einem großen Garten, der im Westen an das Kirchengrundstück grenzte. Der ideale Standort für ein Gemeindehaus!
Die Pläne für den Bau des Hauses wurden von dem Königlichen Baurat Karl Sieboldt, Bethel, ganz nach den Vorstellungen und Wünschen von Pastor Dütemeyer erstellt. Es sollte ein großes Haus mit vielen Möglichkeiten der Nutzung entstehen: Im Erdgeschoss zwei Eingänge, zwei kleinere Säle, dazwischen ein Saal in mittlerer Größe, dahinter ein großer Saal mit Bühne. Sie konnten durch Aufziehen von Rollwänden miteinander verbunden werden und 500 Besuchern Platz bieten. Der große Saal sollte durch besondere Vorrichtungen auch als Turnhalle dienen. Im Obergeschoss ein großer Raum für Sitzungen, gleichzeitig Bücherei und Lesesaal, dazu ein kleiner Raum für einen Diaprojektor und ein Filmgerät. Im Untergeschoss eine Küche, ein Raum als Badehaus mit Duschen und Wannen. – Ein solch großzügig geplantes, vielen Zwecken dienendes Haus gab es im weiten Umkreis nicht.
Alle bis zur Grundsteinlegung anfallenden Arbeiten wurden unentgeltlich durchgeführt. Den Abbruch des Stoffregenschen Hauses, das Ausschachten und Planieren übernahmen die Vereine und viele andere Männer aus der Gemeinde. Sogar die Konfirmanden halfen tüchtig mit. Alle Transporteübernahmen die Bauern mit ihren Gespannen unentgeltlich. Durch diesen beispiellosen Einsatz der Gemeindeglieder wurde viel Geld gespart.

Gemeindehaus - Rückseite

Gemeindehaus - Rückseite

Die Grundsteinlegung fand am 16. Juni 1913 statt. An diesem Tage feierte man gleichzeitig die Thronbesteigung von Kaiser Wilhelm II. In der Feierstunde, die in der Kirche stattfand, verlas Pastor Dütemeyer den Text der Urkunde, die anschließend in den Grundstein eingemauert wurde. Zum Schluss heißt es dort: „Möge in unserem Gemeindehaus stets die Treue gegen den himmlischen und den irdischen König, die Liebe zur Heimat, dem Volke und dem Vaterland gepflegt werden. Möge es zur körperlichen und geistigen Ertüchtigung mithelfen, dann wird es eine Segensstätte für unsere Gemeinde, eine Stätte, da man Gott gibt, was Gottes ist, und dem Kaiser, was des Kaisers ist“. –

Im Anschluss an die Feierstunde führte der Kriegerverein einen Parademarsch vor, der Männer- und Jünglingsverein zeigte Turnübungen an Barren und Reck und der Patron der Kirchengemeinde, Dr. Blomeyer, brachte ein Hoch auf den Kaiser aus. Am Abend folgten dann noch ein Fackelzug und ein großer Zapfenstreich.

Nach der Grundsteinlegung gingen die Bauarbeiten zügig voran. Die Maurerarbeiten wurden von den Maurermeistern Oepping, Stühmeier und Schewe durchgeführt, die Zimmereiarbeiten von Zimmermeister Möller. Auch alle anderen Arbeiten wurden an heimische Handwerker vergeben.

Die Finanzierung des großen Bauvorhabens – Kostenanschlag von Baurat Sieboldt 47.000,- Mark ohne Inventar – war außerordentlich schwierig. Das notwendige Geld konnte nur durch Spenden beschafft werden. Pastor Dütemeyer war es, der sich auch hier persönlich einsetzte. Er ging, wie er selbst sagte, sammelnd in jedes Haus, in jede Fabrik und zu jeder schulentlassenen Person. Einige Zigarrenarbeiterinnen gaben ihren ganzen Monatsverdienst, betuchte Leute spendeten hohe Beträge. Auf diese Weise konnte der Pfarrer einschließlich einer Gabe des Kirchenpatrons, Dr. Blomeyer, und Beiträgen von kirchlichen und staatlichen Behörden 51.000,- buchen. Mit dergesamten Inneneinrichtung kostete das Gemeindehaus schließlich 80.000,- Mark.

Unter großer Beteiligung der Bevölkerung fand am 7. Dezember 1913 die Einweihung des Gemeindehauses statt. Prominente Ehrengäste, unter anderen der Regierungspräsident von Borries und der Generalsuperintendent Dr. Zoellner, nahmen an der Feier teil. Alle Gäste lobten das schöne und zweckmäßige Gemeindehaus und sprachen dem rührigen Pastor Dütemeyer Lob und Anerkennung aus. Dieser bedankte sich bei all denen, die mit ihrer Arbeit und mit Spenden zum Gelingen des Werkes beigetragen hatten. –

Lange konnte man sich des neuen Hauses nicht erfreuen. Schon bald nach Beginn des Ersten Weltkrieges musste das Gemeindehaus als Lazarett dienen, und erst nach zwei Jahren konnte es seinen Zweck erfüllen.

Karl Sieveking

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