Zur Bedeutung des Altarbildes

Altar

Altar

Hier gilt das Wort aus dem Hebräerbrief, Kap. 12, Vers 2: 

„Lasset uns aufsehen auf Jesus,
den Anfänger und Vollender des Glaubens,
welcher, da er wohl hätte Freude haben,
erduldete er das Kreuz und achtete der Schande nicht.“

Das war unser Gedanke bei der gemeinsamen Überlegung, wie das Altarbild gestaltet werden könnte, dass der gekreuzigte Herr Jesus der Mittelpunkt ist, mit den beiden, die mit ihm gekreuzigt wurden, und dass auf den beiden Seitenflügeln alte und junge Glieder unserer Gemeinde „aufsehen auf Jesus“, der für uns am Kreuz gestorben ist.
So haben es auch die beiden Mennighüffener Pastoren Schmalenbach und Dütemeyer gemeint, wenn sie bei ihrer Einführung in der Mennighüffer Kirche als Text ihrer Predigt gewählt haben: „Ich hielt mich nicht dafür, dass ich etwas unter euch wüsste, denn allein Jesus Christus, den Gekreuzigten“ (1. Kor. 1, V. 2).

Wenn wir die Gestalten dieses Bildwerks genauer betrachten, dann sehen wir zuerst den Heiland, sterbend und siegend zugleich, das Lamm Gottes, das für unsere Sünde geopfert wurde, und König des Gottesreiches zugleich.

Und neben ihm die beiden „Schächer“, die sich deutlich unterscheiden, obwohl sie „in derselben Verdammnis sind“ und beide mit Jesus zusammen sterben müssen: der Eine, der in dem mit ihm am Kreuz Hängenden den König des Gottesreiches erkennt und von ihm die Zusage erhält, die wunderbare, über alle Dunkelheit siegende Zusage: „Heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein!“, und mit dieser gewissen Verheißung sterben darf; und der Andere, der voller Bitterkeit, Unglauben und Trotz noch im Sterben den Herrn Jesus verhöhnt: „Bist Du Gottes Sohn, so hilf dir selbst und uns!“ und so unversöhnt sterben muss.

Seitenteil des Altars

Seitenteil des Altars

Und dann die Menschen, die aufsehen auf Jesus und auf das Gnadenwunder, das mit seinem Sterben am Kreuz geschieht. 
Die Künstlerin hat sich sehr darum gemüht, diese Menschen unter dem Kreuz so darzustellen, wie sie in Mennighüffen gelebt haben, wie sie geglaubt und angebetet haben. Sie hat sich Bilder von Fritz Schäffer besorgt und sie studiert, ehe sie ans Schnitzen ging. Das waren dann Bilder aus Großvaters Zeiten, und so tragen die Menschen auf dem Altarbild Gesichtszüge und andächtige Haltung, Kleidung und Haartracht aus älterer Zeit.

Aber Edel vom Berge hat auch in unserer Gemeinde eine Zeitlang gelebt und an unseren Gottesdiensten teilgenommen. Und das Ergebnis ihrer Beobachtungen ist nun von den Menschen unter dem Kreuz auf dem Altarbild abzulesen – und das gilt nicht nur für Großvaters Zeit, sondern für alle Zeiten; auch für heute und für morgen: Es ist das tiefe Staunen über das, was da am Kreuz auf Golgatha geschehen ist – ein Staunen, das die Mutter ihrem kleinen Kind mitteilen will, das auch die Konfirmandin mit ihren blonden Zöpfen bewegt, und die beiden Männer rechts, von denen der eine die Hände gefaltet hat und der andere die Mütze abgenommen hat, dazwischen die Frau mit dem Gesangbuch in der Hand, aus dem sie singen will:
„Jesus, deine Passion will ich jetzt bedenken,
wolltest mir vom Himmelsthron Geist und Andacht schenken“.

Und in den Herzen aller, die da unter dem Kreuz stehen, klingt das Lied weiter:
„In dem Bilde jetzt erschein, Jesu, meinem Herzen,
wie du, unser Heil zu sein, littest alle Schmerzen“.

Wie gut habt Ihr es, meine Brüder und Schwestern in Mennighüffen, dass Ihr in Euren Gottesdiensten immer neu vor diesem Altarbild still und froh werden dürft und dass Ihr Euch, wenn Ihr zum Sakrament des Altars kommt, an die Reihen derer, die auf dem Altarbild zu Jesus aufsehen, anschließen dürft!

Eins muss ich noch zum Altarbild erzählen: Als die drei großen Holzkisten mit den Teilen des Altarbildes im Sommer 1941 angekommen waren, und wir sie ausgepackt und die drei Teile im leeren Saal des Gemeindehauses aufgestellt hatten, nahm ich einen unserer Presbyter mit ins Gemeindehaus, um ihm das Altarbild zu zeigen und von ihm zu hören, was er dazu meinte. Wir mussten um die nach der Bühne gerichteten drei Holzbilder herumgehen und standen dann davor. Und der Presbyter stand ganz still und nahm seine Mütze ab wie zum Gebet.
Da wusste ich: Dieses Altarbild wird unsere Gemeinde dankbar annehmen und als eine besondere Ermahnung zur Andacht und Ermunterung zum Glauben an Jesus, unseren Heiland, lieb gewinnen, und das besonders in einer schweren Zeit für die Gemeinde, die Kirche und unser Land. Denn es war nicht nur Krieg, es war auch Notzeit der Kirche, als das Altarbild 1941 in unserm Gotteshause aufgestellt wurde.

Euer Ernst Wilm

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